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Ijmuiden - Bremerhaven
Bremerhaven - Bremen
27.08.2014 – 29.08.2014

Langsam müssen wir uns sputen um rechtzeitig in Bremen anzukommen. Kerstins Urlaub geht zu Ende und sie muss ab 01.09. wieder arbeiten. Am 28.06., also vor 9 Wochen sind wir zu Hause losgefahren, um Barrabas in Bordeaux zu übernehmen und nach Bremen zu überführen. Besonders in den letzten Tagen, wegen der erneuten Probleme mit dem Motor und den dadurch entstehenden Zeitverlust, sank die Stimmung immer tiefer. Eine Alternative wäre zum Beispiel gewesen, dass Kerstin von Ijmuiden mit dem Zug nach Hause gefahren wäre, um am 01.09. wieder arbeiten zu können. Die restliche Fahrt bis Bremen hätten wir dann später an Wochenenden oder mit Freunden organisieren müssen. Wir haben also jetzt die letzte Chance noch rechtzeitig und zusammen nach Bremen zu segeln. Dazu müssen wir von Ijmuiden nach Bremerhaven nonstop zwei Nächte durchsegeln und am Samstag, den 30.08. die Weser hoch nach Bremen fahren um dann am Sonntag mit einem Leihwagen von Bremen nach München zu kommen. Das wäre dann die absolute Punktlandung und Kerstin könnte am Montag, den 01.09. wieder zur Arbeit gehen.
Die Wettervorhersage dafür sieht gar nicht so schlecht aus. Zu Anfang haben wir es mit Ostwind zu tun, der dann nach Südost und später auf Südwest drehen soll. Bis Texel geht es nach Norden, dann knickt die Küste nach Osten ab. Wenn wir Glück haben, passt das genau.
Um 10 Uhr starten wir erfolgreich und ohne Stottern den Motor und machen uns auf den Weg. Wir haben schwache 3 Bft aus Osten. Um voran zu kommen fahren wir mit Motor und Großsegel. Die Sonne scheint und der Stress fällt ein wenig von uns ab. Um 17 Uhr frischt der Wind etwas auf. Bei NE 4 Bft rollen wir die Genua aus und probieren endlich mal die Selbststeueranlage. Hoch am Wind klappt das einwandfrei. Wir sitzen im Cockpit, genießen ein Bier in der Sonne und lassen Harry steuern.

Vor Texel müssen wir einmal kreuzen. Dann dreht der Wind langsam auf Ost und Südost, genauso, wie wir es brauchen, um an den Friesischen Inseln entlang segeln zu können.
Nach Mitternacht erreichen wir Terschelling. Morgens an Ameland vorbei hilft uns wieder Harry, unsere Selbststeueranlage, damit wir ungestört Frühstücken können. Der Wind bläst inzwischen mit 4-5 Bft aus Südost. Harry kommt gut damit klar. Im Laufe des Tages segeln wir bequem an Schiermonnikoog und Borkum vorbei und erreichen am Abend Juist. Der Himmel hat sich von Westen her zugezogen und der Wind weiter auf WSW gedreht. Es sieht nach Regen aus. Wieder wird die Küstenverkehrszone gut frequentiert. KüMos aller Art fahren an uns vorbei. Vor allem aber sehen wir zahlreiche Fischer, die ihre Netze durchs Wasser schleppen. Anders als die KüMos ändern sie häufig ihren Kurs und man muss sie ständig im Auge behalten. Ich halte alleine Wache, Kerstin hat sich hingelegt. Die Dunkelheit voraus ist besonders intensiv. Toll, keine Schiffe mehr vor mir, auf die ich achten muss. Nach einer Weile schwant es mir, dass das eigentlich nicht sein kann. Dann durchzuckt mich, wie ein Blitz, der Gedanke, das könnte eine Regenfront sein, auf die ich da zufahre. Schnell schalte ich das Radar ein und siehe da, nach wie vor sind etliche Schiffe vor mir, nur werden sie von einem Regenschleier verdeckt, den ich ebenfalls gut auf dem Radar erkennen kann. Ein hell erleuchteter Dampfer kommt mir an Backbord entgegen. Eben noch unsichtbar taucht seine Festbeleuchtung wie von Geisterhand in greifbarer Nähe aus dem Regenvorhang auf. Aber ich habe Glück und bekomme nur ein paar Tropfen ab, denn die schwarze Wolke mit ihrem Regenvorhang zieht vor mir durch.
Bei der Wachablösung um 20 Uhr überlegen wir, ob es gut ist, bei Hochwasser in die Weser einzulaufen. Wir sind nämlich deutlich schneller vorangekommen, als wir vermutet hatten. Nach reiflicher Überlegung beschließen wir vor Norderney zu wenden und erst mal vier Stunden nach Westen und wieder zurück zu fahren. Der Wind kommt inzwischen wieder aus Südost, so dass wir leicht hin und herfahren können.
Kerstin übernimmt die Wache. Ich haue mich aufs Ohr. Nach zwei Stunden dreht Kerstin wieder um. Sie ist leicht seekrank von dem unangenehmen Geschaukel gegen die Strömung. Kurz nach Mitternacht sind wir wieder vor Norderney. Bis vier Uhr fahren wir weiter an Baltrum und Langeoog vorbei. Wir sind immer noch zu früh dran und schlagen nochmal ei-nen Haken, um weitere 3 Stunden zu vertrödeln. Diesmal passt es genau. Wir erreichen die Weser mit beginnendem Flutstrom, sind kurz nach 11 bei Mellum Plate und rauschen mit 10 kn Fahrt über Grund am Containerterminal von Bremerhaven vorbei. Das sind beeindruckende Hafenanlagen. Sportschiffe müssen außerhalb des betonnten Fahrwassers. Und der Streifen zu den Untiefentonnen, die die Sandbänke des Weserufers markieren ist sehr schmal. Um 14 Uhr machen wir in Bremen an der Kennedy Brücke fest. Das Anlegemanöver ist spannend, denn es ist gerademal noch ein Platz frei und Kerstin glaubt nicht, dass er groß genug für uns ist. Aber wir passen gerade so rein und nachdem sich das Schiff vor uns noch einen halben Meter nach vorne verholt hat ist alles paletti.
Wir sind noch recht fit und spazieren durch die Stadt. Vorn an der Weser hat das russische Schulschiff Kruzenstern festgemacht. Wir schauen eine Weile zu wie die Matrosen zur Übung aufentern und auf den Rahen herumturnen. Ganz schön hoch!
Abends noch mit Max telefoniert, der uns am nächsten Tag nach Bremen begleiten will.



30.08.2014

Max kommt am Vormittag mit dem Zug aus Bremen und muss über eine Sprossenleiter, die in die hohe senkrechte Kaimauer eingelassen ist, an Bord klettern. Es herrscht Ebbe. Deshalb ist die Mauer besonders hoch. Der Einstieg ist schwierig, denn da gibt es für einen kurzen Moment keine Möglichkeit, sich festzuhalten. Aber er ist schwindelfrei und schafft das.

Schön, dass er an Bord ist, dann wir merken jetzt, dass wir von den zwei Nachtfahrten immer noch müde sind und da ist es gut, wenn mal jemand anderes das Ruder übernehmen kann. Wind weht fast keiner und wir fahren mit der Flut unter Motor die Weser hinauf, vorbei am abgeschalteten Kernkraftwerk Unterweser hinter Nordenham und dem alten U-Bootbunker bei Elsfleth, der heute ein Denk- und Veranstaltungsort ist. Bei Vegesack bestaunen wir die Lürssen Werft, vor der gerade eine Mega-Yacht zur Auslieferung an irgendeinen Scheich fertiggemacht wird. Dahinter biegen wir in die Lesum ein, fotografieren das Schulschiff Deutschland, das hier liegt und fahren nach gegebenem Schallsignal durch das sich für uns aufklappende Lesumsperrwerk. Jetzt sind es nur noch ein paar hundert Meter und wir können am Steg von Max’s Segelclub festmachen, wo wir fürs erste bleiben können.

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