Polnische Küste mit Kolberg, Hel und Danzig (12.08.-18.08.2016)
Eine gute Stunde motoren wir die Peene hinaus, dann können wir mit Groß und Genua bei angenehmen 15 kn aus südwestlichen Richtungen gut nach Osten segeln. Am Nachmittag kommt der Wind immer mehr von achtern und wir gehen eine ganze Weile auf Schmetterlingsbeseglung. Dann frischt der Wind auf, in Böen bis zu 30 kn.
Die Einfahrt nach Kolberg ist spannend. Die Persante kommt einem mit kräftiger Strömung gegen den Wind entgegen und es bauen sich mächtige Wellen auf, die selbst unser träges, schweres Schiff ganz schön schlingern lassen. Sofort hinter der Einfahrt beruhigt sich das Wasser wieder und wir fahren weiter zur Marina. Davor legen wir an einer Kaimauer an und gehen zum Hafenmeister. Warum wir nicht in die neue Marina fahren, fragt er uns, und zeigt sie uns. Weder im neuen Hafenhandbuch, noch in der Karte (Papier, C-Map und Navionics) ist dieses Marina Becken zu finden. Dabei ist es seit Dezember 2015 in Betrieb.
Für die nächsten Tage gibt uns der Sender Pinneberg über Kurzwelle die freudige Nachricht durch, dass wir mit Süd- bis Westwinden mit 5-6 Bft in Böen bis 7 Bft rechnen können. Da die polnische Küste nicht allzu viele vernünftige Möglichkeiten zum Anlanden für unser Schiff bietet, beschließen wir gleich ganz bis in die Danziger Bucht durchzusegeln.
Der Himmel ist bedeckt, als wir uns aus Kolberg verabschieden. Wir segeln den ganzen Nachmittag mit 3-4 Windstärken aus SW nach Osten. Gegen Abend frischt der Wind bis 5-6 Bft auf. Wir bergen das Groß und rollen die Genua etwas ein. So sind wir gut für die Nacht gerüstet. Abwechselnd geht einer von uns Wache, während der andere sich im Salon ausruht. Es regnet immer wieder. Gegen Mittag kommt die Sonne heraus, der Wind wird schwächer und wir motoren das letzte Stück in den Hafen von Hel, in dem wir einen der letzten Plätze bekommen. Die Hilfsbereitschaft ist groß.
Wir sind die einzigen Ausländer. Unser Schiff wird bestaunt.
Der kommende Tag beginnt ungemütlich und es regnet. Gegen Mittag klart es auf und wird richtig warm. Wir schauen uns Hel an und bestaunen die Kite-Surfer, die hier in ihrem Element sind. Hier gibt es viel Wind, aber wenig Welle. Das ist ideal. Hel ist ein richtiger Urlaubs- und Ausflugsort für die Danziger Region mit guter S-Bahn Anbindung.
Zum Abendessen im Restaurant Kutter gibt es eine leckere Fischplatte. Morgen geht’s nach Danzig. Ein Highlight des Törns!
Es folgt ein toller Ritt nur mit der Genua quer über die Danziger Bucht und noch unter Segel hinein in die Weichsel. Auf Höhe der Westerplatte rollen wir die Genua ein und tuckern langsam durch die beeindruckenden Anlagen der Danziger Werft. Kerstin meldet uns in der Marina an. Die liegt mitten in Danzig genau gegenüber dem Krantor.
In der letzten Biegung der Weichsel vor dem Stadtzentrum kommt uns eine mittelalterliche Dreimastbark entgegen. Ausflugsboote und Tretboote wuseln herum. Vor und hinter uns Segelboote, die auch einen Platz suchen. Hunderte Menschen stehen am Ufer. Überall Stände und Buden. Es findet gerade der „Jarmark sw. Dominika 756“ statt. In der Einfahrt zur Marina stauen sich die Schiffe. Man hat uns bemerkt, winkt uns heran und wir bekommen einen Logenplatz zugewiesen. Hilfreiche Hände nehmen unsere Leinen an und bald liegen wir fest und sicher an einem Schlengel. Wir melden uns gleich im Hafenbüro an und bekommen einen Packen von Informationsschriften.
Auf einem ersten
Rundgang durch die Altstadt, sehen wir uns den Langen Markt mit Neptunbrunnen und Artushof und die Marienstraße mit ihren berühmten Wasserspeiern und die Marienkirche an.
Das wunderschöne kleine Buch „Danzig in den Worten von Günter Grass“ haben wir in der Marina als Gastgeschenk bekommen. Das hat uns auf die Idee gebracht, seinen Schilderungen nachzuspüren und eine Fahrradtour durch den Oliwaer Wald nach Oliwa zu dem berühmten Dom mit seiner einzigartigen Orgel zu machen.
Auf dem Rückweg nach Danzig fahren wir einen kleinen Umweg vorbei an der Pestalozzischule, auf die Günter Grass ging und finden gegenüber dem Wohnhaus, in dem Grass seine Kindheit verbracht hat die Bank, auf der Günter Grass und Oskar der Trommler als Bronzefiguren sitzen.
Zurück in Danzig schauen wir uns das Altstädtische Rathaus an. Abends gönnen wir uns auf dem Langen Markt das polnische Nationalgericht Bigos in Erinnerung an unsere Zeit in Polen in den 90ern.
Die zwei folgenden Tage verbringen wir in verschiedenen Museen. Das Wetter ist regnerisch.
Wir erledigen Einkäufe, füllen Trinkwasser auf und bereiten uns auf den großen Törn nach Estland vor.