Unsere Schalttafel war uns eigentlich von Anfang an ein Dorn im Auge. Sie hat funktioniert, das schon, war aber chaotisch in französisch und nachträglich mit Filzstift englisch beschriftet, zum Teil nicht lesbar und korrodiert.

In der Schalttafel waren alte Glassicherungen eingeschraubt, mit einem Draht innen, der bei Überlastung durchbrannte. Die Sicherung muss dann herausgeschraubt und ersetzt werden. Im Vorschiff haben wir einen Kasten mit hunderten solcher Sicherungen. Nur die Schraubverschlüsse an der Tafel waren zum Teil so korrodiert, dass die Sicherungen nicht mehr gewechselt werden konnten.

Im Herbst hatten wir mit einem Elektriker aus Bremerhaven darüber gesprochen. Der macht natürlich nur die Elektrik. Kai, der Bootsbauer auf der Reiners-Werft, bot uns an, den Schrank neu zu bauen. Aber wieder mal ist alles nicht so einfach. Will man alles erneuern, dann wird es aufwendig und teuer. Im inneren des Schranks, an der Rückwand, sind nämlich Klemmschienen installiert an denen alle Kabel aus dem Schiff zusammenkommen und die bis auf einige nachträgliche Änderungen von Adrian gut durchnummeriert und gekennzeichnet sind. Würde man diese Klemmschienen ausbauen, dann müsste man alle Kabel neu zuordnen, wodurch der Arbeitsaufwand erheblich steigen würde.

Also reift die Idee, nur den äußeren Teil des alten Schaltschranks so auszubauen und abzuschneiden, dass das Innenleben weiter verwendet werden kann, außen herum aber ein neuer Holzschrank gebaut werden kann, der zum rechten Teil des Kartentisches passt. Wir sitzen in Dietersheim, Kai, der Bootsbauer von der Reiners-Werft in Bremen, der Elektriker Herr Roth in Bremerhaven. Kai könnte sich mit Herrn Roth besprechen. Sie tun es aber nicht. Ich muss aus der Ferne, ohne dass ich genau weiß was sinnvoll ist, den Handwerkern sagen, was zu tun ist. Das Angebot von Herrn Roth mit Layout der Schalttafel sieht gut aus, aber wie passt es mit den Holzarbeiten zusammen? Wir können uns bei der Schalttafel nicht entscheiden und schieben die Entscheidung vor uns her. Dann ist es zu spät. Herr Roth teilt uns mit, dass er bis Juni ausgebucht ist.

Kai nennt uns einen anderen Elektriker. Andreas Meyer von Rock’n-Roll-Shipping. Die Kommunikation mit ihm läuft besser. Er hat zwar auch wenig bis keine Zeit, verspricht uns aber uns zu helfen. Der erste markante Unterschied zu Herrn Roth ist der, dass Herr Meyer uns 2-polige Schalter empfiehlt. Die alten waren auch 2-polig und bei einem Stahlschiff sei das besser. Herr Roth hatte das übersehen oder nicht für wichtig gehalten. Zum 1.6.2017 machen wir einen Termin für den Ausbau der alten Schalttafel, denn dabei sollten wir anwesend sein. Wir fahren ziemlich überstürzt nach Bremen. Wenige Tage zuvor mussten wir noch unserer Hütte räumen. So ist das. Erst tut sich nichts, und dann überschlagen sich die Ereignisse.

Die Schalttafel ist in 4 Stunden ausgebaut, wobei die zu schaltenden Verbindungen sauber dokumentiert werden. Herr Meyer bestellt die Schalter und wir haben bis zum Wiedereinbau auch noch einiges zu tun.

Zuerst lässt uns Kai sitzen. Er hat plötzlich keine Zeit mehr für unseren Schrank, stellt aber immerhin eine Verbindung zur Tischlerei Wagschal her. Die haben zwar auch keine Zeit, weil der Chef einen Motorradunfall hatte. Aber der pensioniert Seniorchef springt nochmal ein und eine Woche später haben wir unseren Schrank. Piet, der Bootsbauer vom Nachbarschiffsprojekt hatte sich auch angeboten, aber natürlich nur „irgendwann einmal“. Sofort – nein, das geht gar nicht.

Die Scharniere für die Schranktür soll ich besorgen. Ich kaufe Klavierband aus Edelstahl in der Hoffnung, dass man das schön innen verstecken kann. Der Schreiner schraubt es einfach außen drauf, innen geht nicht, meint er. Das sieht hässlich aus und wir besorgen anderer Scharniere aus Edelstahl, die ich dann selber austausche. Auch bauen wir den Schrank nochmal auseinander, um ihn zu lackieren, was mit Grundierung nochmal drei Tage dauert. Beim Einbau mit den neuen Scharnieren verzieht sich die Schranktür leicht. Muss man später mal ändern. Für jetzt reicht es.

Wir ziehen noch neue Kabel vom Schaltschrank zum Tack-Tick-Sender ins Vorschiff. Der Sender hing bisher mit an der Beleuchtung im Vorschiff und soll jetzt einen eigenen Schalter bekommen. Die zwei Lenzpumpen, die wir schon im letzten Jahr neu eingebaut hatten werden neu verkabelt. Für die neuen Automatik-Schalter wird ein weiterer Draht benötigt. Und wo wir schon dabei sind, legen wir gleich ein drittes Kabel für die 3. Lenzpumpe, die noch keine Automatik hat und da es doch blöd wäre, die Bilge nächstes Jahr wieder zu beackern, kaufen wir eine 3. Automatikpumpe, tauschen sie aber am nächsten Tag wieder um, weil der Schlauchansatz zu groß war.

Endlich haben wir die richtige Pumpe, nur um festzustellen, dass die neue die stärkste ist und deshalb in die größte vordere Bilge sollte, in der aber schon …. . na dann bauen wir eben alles wieder um. Das bedeutet jedes Mal alle Bodenbretter herauszunehmen und vor allem die 60kg schweren Lifeline Batterien hoch zu heben, um an die Bilge heran zu kommen. Wir haben das dieses Jahr drei Mal gemacht. Nun reicht es. Aber wir sind jetzt ja auch fertig.

Die Pumpen funktionieren inkl. Automatik, die wir noch mit der Manuell-Stellung vertauschen mussten, da die Schalter falsch verkabelt waren.

Ach ja, Bevor wir Automatik und Manuell überhaupt vertauschen konnten, musste die Schalttafel natürlich eingebaut werden. Und das hat wirklich professionell und reibungslos geklappt. Zwei halbe Tage war Herr Meyer damit beschäftigt. So übersichtlich aufgeräumt und klar strukturiert verkabelt – das hat sich wirklich gelohnt.

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