Freitag, den 24.09.2021:
Værøy nach Reine
Um 06:30 wollten wir starten. Wir schaffen 06:45h. Im Dunkeln aufzustehen kostet doch Überwindung. Immer wieder ziehen Schauer an uns vorbei. Sowohl im Westfjord als auch über den Inseln. Anfangs machen wir noch 4-5kn Fahrt über Grund. Bald wird es weniger. Der Wind aus Süd frischt in Schauernähe immer wieder auf und flaut dazwischen ab. Auf den 2sm im Mahlstrom ist die See kabbelig. Vor Moskenesøya bekommen wir mal einen der Schauer ab. Alles in allem erträglich. Noch vor 12 Uhr gehen wir am Gästesteg in Sørvågen längsseits, essen das vorbereitete Müsli, während uns unser Elektroofen aufwärmt.
Dann machen wir uns auf nach Å. Aus den angeblichen 2,5km wurden bis zum Fischereimuseum 4km. In Å gibt es noch ein Stockfischmuseum, das hat aber ab Ende August geschlossen. Das Fischereimuseum schießt in einer halben Stunde. Wir dürfen noch schnell mit einer verbilligten Studentenkarte rein. Man sieht Fischerhütten (Rorbuer), eine Poststation, eine Schmiede und eine Tranfabrik, in der Lebertran hergestellt wurde. Als wir unseren Schnelldurchgang gerade beenden wollen, spricht uns jemand an und sagt, dass er einem ungarischen Paar gleich noch eine Fischerhütte zeigen will und wir könnten gerne mitkommen. Seine Erläuterungen sind interessant. Wir erfahren, dass die Männer meist aus einer Familie aus allen Altersstufen vier Monate von Januar bis April hier lebten, um Fisch zu fangen. Die Hütten haben sie vom ortsansässigen Grundbesitzer (the King, wie er ihn nannte) gemietet. Auch ihre Schiffe, offene Ruderboote, haben sie vom King gekauft und über die Jahre abbezahlt. Die meisten Fischer waren Bauern, die im Winter eben gefischt haben. Weit weg von zu hause. Die Frauen blieben auf den Höfen bei den Kindern. Die ärmeren, die sich keine Hütten mieten konnten, haben abends ihr Boot an Land gezogen, umgedreht und darunter geschlafen. Zwischen dem King und den Fischern gab es durchaus langfristige Beziehungen. So konnten die Fischer den Sommer über ihre Netze und Werkzeuge in den Rorbuer lassen und mussten immer nur ihren persönlichen Bedarf z.B. an Lebensmitteln wie Fenalår in einer Kiste mitbringen. Bis in die 50ger, 60ger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde so gefischt. Dann kamen die motorisierten Fischfangboote auf, auf denen man leben und wohnen konnte. Die Rorbuer wurden nicht mehr gebraucht und es brauchte nur noch ein oder zwei Fischer, um die Netze mit Maschinenkraft einzuholen, keinen Familienverband mehr, der eng zusammenleben und zusammenhalten konnte.
Zurück am Schiff machen wir uns gleich auf nach Reine. Der Wind ist so schwach, dass wir auf die Segel verzichten und eine Stunde später sind wir in Reine. Abends Essen wir im Bistro am Hafen.
Abfahrt 06:30 |
Ankunft 17:15 | ||
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Luft 5°, 994 mbar, bedeckt, Regenschauer, Wind SSW 10-12kn bis SSE 12kn |
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Distanz | Gesamt | Segel | Motor |
Tagesweg | 22 | 17 | 5 |
Übertrag | 233 | 191 | 42 |
Summe | 255 | 208 | 47 |
Sørvågen
Der Gästesteg in Sørvågen liegt direkt hinter der Hafeneinfahrt. Wasser und Strom gibt es am Steg. Die Peisliste ist etwas verwirrend. Es werden dataillierte Preise für Boote bis über 21m ausgewiesen. Gleichzeitig steht dort der Satz, dass der Schwimmsteg für Boote bis 35 Fuss (10,6m) vorgesehen ist. Die gleiche Preisliste gilt auch für den kommunalen Schwimmsteg in Reine.
http://www.lofoten-info.no/sorvagen/index.htm
Reine
Es gibt in Reine einen kommunalen Schwimmsteg. Dieser Steg ist aber nicht nur für Besucher da. Man sieht ihn im linken Bild ziemlich genau in der Bildmitte. Barrabas liegt dort hinter einem Fährschiff und vor der Tankstelle. Auf der rechten Seite liegen Ausflugsboote. Dort wäre es für uns, mit 2,1m Tiefgang zu flach. Wenn man sich vor Augen führt, was hier im Sommer los ist, dann wird einem schnell klar, dass man eher keinen Liegeplatz ergattern wird. Die ganzen Lofoten sind von Overtourism bedroht. Hier tritt er vielleicht am deutlichsten zu Tage.
Wo Angebot und Nachfrage krass auseinanderstreben und gewohnte Erwerbsquellen wegbrechen, wird sich vermutlich etwas verändern. Da finden sogar Fischfabriken neue Geschäftsfelder. Links im Bild sieht man eine neue Steganlage. Sie gehört der Fischfabrik dahinter. Hier kostet der Liegeplatz für einen Tag 400 kr. Das ist mit großem Abstand der höchste Preis, der uns auf unserem Lofoten Törn untergekommen ist. Dieser Preis mag einen Schockieren. Aber genauer betrachtet müsste es noch viel teurer werden, um den Overtourism aufzuhalten.
Liegegebühren: | Zahlbar mit VIPPs oder mit Briefumschlag | |||
Preis pro Tag | Preis pro Woche | |||
Boote unter 8m | 80 kr | 421 kr | Waschmaschine | – |
8,1 – 11m | 108 kr | 569 kr | Trockner | – |
11,1 – 15m | 131 kr | 684 kr | Dusche | – |
15,1 – 21m | 141 kr | 742 kr | ||
über 21m | 171 kr | 895 kr | ||
Strom | + 10% / Tag |
Samstag, Sonntag, den 25. und 26.09.2021
Reine (bei Regen und mit gesperrter Sherpatrappa)
Die Sherpatrappa auf den Reinebringen ist wegen Bauarbeiten gesperrt. Wir besichtigen das Lofoten Museum und die Galerie Eva Harr. Es regnet. Später, in einer Regenpause machen wir eine Wanderung zum See oberhalb von Reine. An der Trappa und am See lassen wir die Drohne steigen.
Am Sonntag regnet es den ganzen Tag. Lesen, Waschen, Planung. Abends Ergebnisse der Bundestagswahl.
Norsk Tørrfiskmuseum
Das Lofoten Stockfish Museum, das man gesehen haben muss wird Ihnen alles verraten, was Sie schon immer über das wichtigste Standbein der Lofoten wissen wollten, nämlich den Fang und das Trocknen von Kabeljau für die südeuropäischen Märkte – Italien, Spanien und Portugal – wo dieses Grundnahrungsmittel Barcalao, Bacalao und Bacalhau heißt. Es gibt sogar Informationen zur Zubereitung dieser mediterranen Spezialitäten. Die Kabeljauköpfe hingegen werden nach Nigeria exportiert, wo sie mit Erdnüssen und roter Peperoni zu einem lebendigen westafrikanischen Gericht gekocht werden.
Die Museumsausstellungen führen Sie durch jeden Schritt des wirklich faszinierenden Produktionsprozesses, der mit dem Herausholen der Fische aus dem Meer beginnt und sich über das Trocknen, Klassifizieren, Sortieren und Exportieren fortsetzt. Tatsächlich kann die Begeisterung des Museumsinhabers und Kurators Sie dazu bringen, über ein einfacheres Leben und eine berufliche Veränderung nachzudenken.
Norsk Fiskeværsmuseum
https://www.museumnord.no/en/our-venues/norwegian-fishing-village-museum/
Lebertran Fabrik
Unten im alten Hafen in Å, am Strand, wo früher die Boote an Land gezogen wurden, befindet sich die älteste Produktionsstätte, die alte Lebertranfabrik.
Der Lebertran in Å stammt vermutlich aus dem Jahr 1850. In diesem Gebäude wurde Dorschleber gekocht und zu Lebertran verarbeitet. Früher wurde die Leber nur in Fässer gefüllt und der Tran bei der Gärung der Leber in der Sommerhitze abgeschöpft. Später wurde Dorschleber in Eisentöpfen gekocht, um größere Mengen des wertvollen Lebertrans zu gewinnen. Dies konnte das ganze Jahr über erfolgen. Der Gestank war im ganzen Fischerdorf zu spüren. „Es riecht nach Geld“, hieß es.
Der altnordische Name für Lebertran war „lysi“ – leicht. Das Öl wurde in Lampen in ganz Europa verwendet. Darüber hinaus wurde es z.B. zum Gerben von Leder und zur Herstellung von Farben und Seifen verwendet. Über Jahrhunderte wurden Lebertran und Stockfisch zu Norwegens wertvollsten Gütern.
Jeden Sommer wurden Tausende von Barrel Lebertran mit großen offenen Frachtschiffen (Jekt) von den Lofoten nach Bergen und weiter nach Europa transportiert
1854 entwickelte der Apotheker Peter Möller ein neues Verfahren. Er dämpfte die frischen Dorschlebern. Dadurch konnte er die Qualität des Trans erheblich steigern und medizinischen Lebertran herstellen, der zu einem beliebten Nahrungsergänzungsmittel wurde. Und sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreut.