Im nächsten Frühjahr machen wir gleich den umgekehrten Törn. Im Auftrag des Ausbildungszentrums für Sportschiffer überführen wir eine Jeanneau 47, die gerade aus der Karibik gekommen ist und segeln sie von Malaga nach Antibes.
Der Törn lässt sich gut an. Wir haben freundlichen Wind, der uns wenig fordert. Des öfteren müssen wir den Motor einsetzen und immer wieder den Tank auffüllen. Eines morgens herrscht dichter Nebel, der bei Sonnenaufgang schier zu explodieren scheint. Grelles Licht von allen Seiten. Man weiß nicht, wo das Wasser aufhört und die Luft anfängt.
Am Abend riecht es beim Kochen stark nach Gas. Wir schließen sofort den Haupthahn und finden schnell heraus, dass der Schlauch direkt am Herd gebrochen ist. Bis auf weiteres gibt es nur noch kalte Mahlzeiten.
Die erste Herausforderung stellt sich uns beim nächtlichen Einlaufen in den Hafen von Porquerolles. Der Wind hat kräftig zugelegt, in Böen bis zu 8 Beaufort. Der Hafen ist voll belegt und so bleibt uns nichts anderes übrig, als an der Außenmole vor der Tankstelle festzumachen. Kerstin und ich sind so müde, dass wir in unserer Außenkabine überhaupt nicht mitbekommen, wie nachts zwei Fender platzen und das Schiff brutal auf den Kai gedrückt wird. Susanne regelt alles bestens. Sie hatte ja auch ihr Ohr an den platzenden Fendern. Am nächsten Tag herrschen den ganzen Tag 7 bis 9 Windstärken. Sogar der Tankwart, der uns zuerst verscheuchen wollte, hat Verständnis und wir dürfen liegenbleiben bis der Wind schwächer wird. Es fährt niemand raus. Wir ersetzen die Fender durch alte Autoreifen. Die hinterlassen zwar schmutzige Streifen aber die Bordwand wird nicht beschädigt. Auch den Gasschlauch können wir reparieren.
Am nächsten Tag ist der Wind eingeschlafen. Wir tuckern Richtung Festland, fahren ein paar Manöver und wollen eine Badepause einlegen. Als Susanne plötzlich, nach oben schauend sagt: „ist das normal, dass das Vorstag so wackelt?“. Da kommt es samt Rollfock auch schon runter. Schnell sichern wir den Mast nach vorne mit dem Spifall. Das Aluprofil der Rollfock ist ohnehin verbogen und so biegen wir es weiter, bis die Rollfockanlage einmal um das Schiff herum liegt und so festgemacht werden kann.
Im Port d’Hyeres kann man uns am nächsten Tag helfen. Es stellt sich heraus, dass die Profile der Rollfockanlage verkehrt herum eingebaut worden waren. Dadurch konnte sich die Rollanlage am Masttop nicht richtig drehen und das Vorstag wurde bei jedem Rollvorgang ein Stück weiter abgedreht bis es schließlich bei unserem Manöver ganz abbrach. Gott sei Dank ist uns das in einer einfachen Situation passiert und nicht der Crew vor uns während der Atlantiküberquerung.
Nach der Reparatur noch ein kurzer Segeltag bis Antibes. Das war ein lehrreicher Törn!